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Versatzstück 20121115
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Versatzstück 20121115

Versatzstück 20121115

Martin Buber

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Menschen, die eine Unterscheidung gesetzt haben

Wer war dieser Mann, der 1878 in Wien zur Welt kam, dessen Eltern sich 1881 trennten, der Philosophie, Psychiatrie und Germanistik studierte, an eine Gesellschaft aus Gemeinschaften glaubte, der den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg und den niederländischen Erasmus-Preis erhielt und erster Präsident der Akademie der Wissenschaften Israels wurde?

Er war ein Religionsphilosoph – und kein einfacher. Er begrüßte anfangs den ersten Weltkrieg, anders als zum Beispiel seine Zeitgenossen Walter Benjamin, Ernst Bloch, Georg Lukács, Gustav Landauer oder Bertrand Russell. Doch er korrigierte sich. 1923 erscheint sein Werk „Ich und Du“.

Er vermerkte kritisch, wie sich in allen Religionen über die Zeit Institutionen ausbilden, die sich zwischen Gott und den Menschen setzen und die Erstarrung der Verhältnisse bewirken. Wenn jede Religion in ihrem Kern eine Beziehung zu dem Unverfügbaren darstellt, dann sollte es doch möglich sein, mit wechselseitigem Interesse auf die Ausgestaltung dieser Beziehung zu schauen. Religion ist aber immer auch Teil einer Identität und einer Kultur, die als Spähren der Verlässlichkeit fungieren und daher gegen Irritationen geschützt werden. Buber wünschte sich eine Abkehr von den institutionellen Verfestigungen. Dazu veränderte er den Blickwinkel:

„Man begegnet Gott, wenn man sich auf den anderen einlässt, mit ihm spricht, ihn als ein Subjekt sieht […]. In diesem Zwischen, und nur dort, gibt es für Gott einen Ort, in dem er wohnen kann.“ – Martin Buber

Es geht ihm um die Art und Weise, wie wir miteinander in Beziehung treten. Die Martin-Buber-Gesellschaft schreibt: »Bubers Denken und Forschen galt dem »echten Gespräch«, welches er auf vielen Ebenen bedroht sah. Buber geht es darum, mit der Ich-Du-Beziehung ein Weltverhältnis sichtbar zu machen und wiederzugewinnen, welches nicht auf einseitige Nutzungs-und Machtintereressen ausgerichtet ist. Dies gilt für das zwischenmenschliche Verhältnis, für das Verhältnis des Menschen zur Natur und für die Beziehung zur Kunst.«

„Eine besondere Beschaffenheit des Wir bekundet sich darin, dass zwischen seinen Gliedern eine wesentliche Beziehung besteht oder zeitweilig entsteht; […] Nur Menschen, die fähig sind, zueinander wahrhaft Du zu sagen, können miteinander wahrhaft Wir sagen.“ – Martin Buber