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Versatzstück 20140615
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Versatzstück 20140615

Versatzstück 20140615

Lernen in Beziehung

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Gedanken, die weiterer Gedanken bedürfen

Menschen sind keine leeren Eimer, die passiv Informationen aufnehmen. Menschen sind sich selbst Subjekte ihrer Entwicklung. Sie beurteilen eine Information, bevor sie ihr Beachtung schenken. Sie setzen sie zu sich selbst in Beziehung. Je mehr sie sie berührt, desto mehr Bedeutung erlangt sie.

„Gelernt wird, was einhergeht mit Aktivierung der bewussten Wahrnehmung, Fokussierung der Aufmerksamkeit und Aktivierung der emotionalen Zentren in den tieferen Bereichen des Gehirns.“ – Gerald Hüther

Wie aber erlangt etwas Bedeutung? Ein Organismus lernt die Dinge zu suchen, die ihm gut tun und die zu meiden, die ihm schaden. Mit beiden steht er in Verbindung, denn auch zu dem, was er meidet, muss er einen Bezug haben. Ein großer Teil des menschlichen Wissens wird jedoch nicht aus der unmittelbaren Welterfahrung gewonnen. Es wird sozial vermittelt.

Informationen treten in sozialen Interaktionen als Themen in Erscheinung. Je mehr Aufmerksamkeit ein Thema erfährt, desto höher erscheint seine Relevanz und desto stärker bestimmen Akte des Verstehens sowie der Zustimmung und Ablehnung über Erfahrungen der Inklusion oder Exklusion. Sofern die Beteiligten als relevante Bezugspersonen eingestuft werden, wird es wichtig Wissen zu erwerben, um sich an den Interaktionen zu beteiligen und in ihnen Anerkennung zu erfahren. Hier verbindet sich die Bedeutsamkeit des Themas mit der Bedeutsamkeit, die den Personen zugeschrieben wird, die sich dem Thema widmen. Das hat Auswirkungen auf den Lernprozess.

„Wahrgenommen-Werden, soziale Unterstützung, Wertschätzung und die Erfahrung von Gemeinschaft veranlassen die Nervenzell-Netzwerke des Motivationssystems Dopamin (ein Botenstoff für psychische Energie), körpereigene Opioide (Wohlfühlbotenstoffe) und Oxytozyn (ein Vertrauens- und Kooperationsbereitschaft förderndes Hormon) zu produzieren. Ein pädagogisches Konzept, welches die Vorgänge ausblenden würde, die mit der persönlichen Begegnung […] zu tun haben, wäre daher unprofessionell – jedenfalls aus neurobiologischer Sicht. […] Kern jeder zwischenmenschlichen Beziehung, insbesondere der >pädagogischen Beziehung< ist Spiegelung und Resonanz […] welche die Beziehungen zwischen den Menschen wesentlich unterscheiden von dem Verhältnis, das wir zu nicht belebten Objekten haben.“ – Joachim Bauer

Wer anderen Menschen Informationen anbietet, tut daher gut daran, als eine Art Beziehungsdidaktiker auf folgende beziehungsrelevante Faktoren einen Blick zu werfen.

  • Mit Blick auf die eigene Person hilft ein selbstbewusstes Auftreten, ein Sinn für das Machbare und eine hohe Entscheidungsfähigkeit – auch unter widrigen und wechselhaften Bedingungen.
  • Mit Blick auf die Begegnungen ist ein verlässliches und empathisches Handeln hilfreich, das Zeigen von Zivilcourage, eine Offenheit für Kritik und ein professioneller Umgang mit Konflikten.
  • Mit Blick auf die Kommunikation sind sprachliche Präsenz und Klarheit zusammen mit einer Habitussensibilität wichtig, ebenso Vermittlungs-, Verhandlungs- und Vereinbarungsgeschick.
  • Mit Blick auf die Organisation kommt dem Einrichten, Pflegen und Anpassen von Strukturen und Prozessen Bedeutung zu, die sowohl Beständigkeit als auch Veränderlichkeit garantieren.