15 Juli Versatzstück 20140715
Zu viel des Guten?
___
Praktiken, die ein Miteinander leichter machen
Wer Ihnen gegenüber auf beachtenswerte Missstände hinweist oder sich als besonders hilfsbereit zeigt, bei dem fällt es Ihnen schwer Ihn zu kritisieren – schließlich will er etwas Gutes. Ist das so? Ist die gute Richtung Grund genug, um keinen Blick mehr auf den Weg der Umsetzung zu werfen?
Moralisch werden
Ein moralisches Argument wiegt schwer. Sieht sich ein Gesprächspartner als Kämpfer für eine gerechte Sache, so schreckt er meist nicht vor Vereinfachungen und Überzeichnungen zurück. Für ihn heiligt der Zweck die Mittel. „Wenn Sie diese Regelung jetzt ändern, dann zerstören Sie damit die Arbeit von Generationen, die dafür gekämpft haben.“ „Mit der Einführung dieses Produkts spucken Sie auf das Vertrauen aller unserer Kunden.“
Ein moralisches Urteil entspringt einer persönlichen Ergriffenheit für eine Perspektive. Wie die Welt zu ordnen ist, erscheint demjenigen glasklar. Doch an viele Sachverhalte lässt sich eine größere Zahl an Perspektiven anlegen. Durch die Mehrperspektivität schwindet meist die Klarheit.
Viel zu großzügig
Hilfreiche Helfer sind gut. Maßlose Helfer sind ein Problem. Großzügigkeit kann in Not bringen. Im Übermaß gefährdet sie das Gleichgewicht. Sie entmündigt und passiviert die nehmende Seite gegenüber der gebenden Seite. Hierarchien und Abhängigkeiten werden so eingerichtet aber so nicht aufgelöst. „Ich meine es doch nur gut.“ „Magst Du mir die Freude nicht gönnen, Dir zu helfen?“ „Es ist doch wirklich kein Opfer für mich.“
In vielen Situationen können Sie genau spüren, wann es zu viel des Guten ist. In dem Moment, wo Sie in der Rolle der annehmenden Person nur noch etwas annehmen, um die Beziehung zu Ihrem Gegenüber nicht zu gefährden, da ist das rechte Maß an Großzügigkeit überschritten.