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Versatzstück 20141115
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Versatzstück 20141115

Versatzstück 20141115

Marshall B. Rosenberg

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Menschen, die eine Unterscheidung gesetzt haben

Es gibt viele Gedanken zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Menschen. Es gibt aber nur wenige, die eine so große Begeisterung und Verbreitung gefunden haben, wie die von Marshall B. Rosenberg.

Marshall B. Rosenberg wurde im Jahr 1934 geboren. Er wuchs auf in Detroit. Hier war er mit Rassenunruhen und religiösen Diskriminierungen konfrontiert. Die Erfahrung von Gewalt nahm er zum Anlass, sich mit folgenden Fragen zu beschäftigen: „Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schließlich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten? Und umgekehrt, was macht es manchen Menschen möglich, selbst unter den schwierigsten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben?“

Er studierte Psychologie und begegnete Carl Rogers, der mit der Technik des aktiven Zuhörens und der klientenzentrierten Gesprächstherapie erfolgreich war. Nach seiner Promotion verließ er die Universität. Der Satz von Joseph Conrad „Don’t cure us. Teach us how to live“, führte ihn in die Praxis.

Er agierte als Mediator und Kommunikationstrainer in Schulen und anderen Einrichtungen. Nicht zuletzt inspiriert durch Mahatma Gandhi und seine gewaltfrei erzielten Erfolge, entwickelte er die Gewaltfreie Kommunikation. 1984 gründete er das Center for Nonviolent Communication (CNVC). Erfolgreich hat er in Krisen- und Kriegsgebieten wie Ruanda, Burundi, Nigeria, Malaysia, Indonesien, Sri Lanka, Sierra Leone, dem Mittleren Osten, Kolumbien, Serbien, Kroatien und Nordirland gearbeitet. Er gibt seine Ideen weiter und bildet weltweit Menschen in Gewaltfreier Kommunikation aus.

Den Kern seines Ansatzes liegt in der Vermeidung von gewaltvollen Kommunikationsinhalten, wie Bewertungen, Beschuldigungen, Angriffen oder Kritik. Sie sind gewaltvoll in dem Sinne, dass ein Kommunikationspartner sich in der Regel dagegen zur Wehr setzt. Sein Ansatz der Gewaltfreien Kommunikation zielt darauf, zuerst einmal ohne Bewertung, Beschuldigung, Angriff oder Kritik die Situation genau zu beschreiben. In einem zweiten Schritt steht dann die Benennung der Gefühle im Mittelpunkt, die in der beschriebenen Situation aufgetreten sind. Die Gefühle sind für Marshall B. Rosenberg Indikatoren für die Bedürfnislage der Menschen in den beschriebenen Situationen. Ist die erkannt und wechselseitig verstanden, ist es möglich auf dieser Grundlage nach Lösungen Ausschau zu halten.

„Behind every feeling there is a need. When she hears your needs without hearing any criticism or demands, and you hear her needs without any criticism or demands, the solution will find you. The conflict will resolve itself.“ – Marshall B. Rosenberg

Marshall B. Rosenberg bezeichnet die Gewaltfreie Kommunikation als „language of the heart“. Eine gewaltvolle Kommunikation ist für ihn ein Eingeständnis von Schwäche. Stark ist für ihn ein Mensch, der für seine eigenen Bedürfnisse respektvoll und wertschätzend eintreten kann und der gleichzeitig die Kraft besitzt, trotz aller Erfahrung der eigenen Bedürftigkeit, den Bedürfnissen anderer Menschen empathisch zu begegnen.

So einleuchtend der Ansatz von Marshall B. Rosenberg auch ist, in seinen Ausführungen zieht er nur selten ins Kalkül, dass es auch Situationen gibt, in denen Bedürfnisse nicht oder nur in einer Weise erfüllbar sind, die neue Bedürfnisse an anderen Stellen hervorrufen. Sein Fokus liegt auf der direkten Arbeit mit den Beteiligten und nicht auf deren Kontext. Insofern steht eine systemische Einbettung der Gewaltfreien Kommunikation noch aus.

Daher auch hier mit einem Augenzwinkern an die Adresse einiger „Hardliner“ der Gewaltfreien Kommunikation: „Die Anerkennung eines Bedürfnisses ist hilfreich. Sie ist aber noch nicht die Erfüllung des Bedürfnisses.“

Bei alledem, in dem Ansatz von Marshall B. Rosenberg steckt Kraft. In einem Interview sagte er einmal, er sei nicht glücklich darüber, dass sich die anfänglich genutzte Beschreibung „gewaltfrei“ durchgesetzt hat, denn ihm sei es wichtig für etwas und nicht gegen etwas einzutreten. Doch die besondere Atmosphäre einer Gewaltfreien Kommunikation mit einem Wort zu erfassen, das ist schwer. Wer sie jedoch einmal gespürt hat, für den verliert die begriffliche Präzisierung im Vergleich zur Pflege dieser Erfahrung an Bedeutung.